23.9.2018
Stadtbahnhof Schwäbisch Hall
Stadtbahnhof Schwäbisch Hall
Start im Bahnhof
Vier Workshops zum Auftakt
Am 23. September 2018 fand im Haller Stadtbahnhof der Projektauftakt statt. In den Wochen zuvor war das Programm online und als gedruckte Broschüre erschienen und viel Werbung gemacht worden. "MAL2 – miteinander kreativ" konnte starten.
Erst ein kurzer offizieller Teil: Thomas R. Huber (Büro für Soziokultur), der Erste Bürgermeister Peter Klink und Jessica Wieland (Club Alpha 60) begrüßten die Gäste und stellten das Projekt vor. Dann begannen, über den gesamten Bahnhof verteilt, vier offene Workshops. Der Projektauftakt war als offener Kreativnachmittag für alle Altersgruppen konzipiert.
Egal ob Graffiti und Sprayen mit Schablonen, Siebdruck, Nähen und Arbeiten mit Stoff oder kreatives Gestalten mit Naturmaterialien – überall konnten die Besucher*innen spontan einsteigen, mit Materialien und Techniken experimentieren, sich gegenseitig über die Schulter schauen und natürlich auch gemeinsam an Werken arbeiten. Und natürlich wurde auch zu zweit oder zu mehreren an gemeinsamen Werken gearbeitet.
Parallel zum bunten Kursangebot sorgten das Team von DeLIVEry und der Club Alpha 60 in und vor dem Bahnhof für leckeres Essen und feines Trinken und luden zum gemütlichen Verweilen ein.
Trotz des schlechten Wetters kamen nach und nach reichlich Besucher*innen und probierten die Angebote aus. In allen Werkstätten arbeiteten Kinder und Erwachsene mit Spaß und Energie.
Als der Sturm etwas nachgelassen hatte, konnte der Graffitikurs sogar noch kurz nach draußen gehen, um mit den Schablonen, die zuvor geschnitten worden waren, doch noch zu sprayen.
Fotos: Martin Weis
15.9. und 2.10.2018
Froschgraben und Dietrich-Bonhoeffer-Platz
Die Augen - Spiegel unserer Seele
Zweimal hat Jürgen Vogel sein mobiles Fotostudio in der Stadt aufgestellt. Die Idee: Blicke sammeln - Passant*innen ansprechen, ob sie bereit sind, sich, genauer gesagt ihre Augenpartie, fotografieren zu lassen. So entstanden eindringliche Porträts, individuell kaum wiedererkennbar und doch unglaublich aussagekräftig. In den Gesprächen rund ums Fotografieren ging es viel um das Thema Augen als Spiegel der Seele, aber zum Beispiel auch um das Selbstverständnis von Neuankömmlingen in unserer Gesellschaft: Deutsch lernen, integrieren - ja, aber ohne die eigene Identität zu verleugnen!
In diesem Projekt wird die Idee des "miteinander kreativ Seins" in die Wahrnehmung, in innere Dialoge verlagert: Auge in Auge mit den abgelichteten Menschen können wir in einen Austausch treten und uns Gedanken zu Themen wie Herkunft, Abstammung, Kultur etc. machen. Die Serie visualisiert auf außergewöhnliche Weise Individualität in Vielfalt und wird so zu einer Art Leitbild für MAL2. Aus den Fotografien hat Jürgen Vogel nun ein Video komponiert.
Gleichzeitig war Jürgen Vogels roter Tisch ein wichtiger Kommunikationsort. Viele Menschen wurden auf MAL2 aufmerksam und entschlossen sich, an Workshops teilzunehmen.
Video: Jürgen Vogel
6.10.2018
Kocherquartier
Kocherquartier
Offene Workshops in der Stadt
Einladung zum Reinschnuppern
An einem warmen Spätsommernachmittag im Oktober fanden mitten im Haller Kocherquartier zwei offene Workshops am roten „MAL2“- Tisch statt. An diesem Wochenende lockten die vielen Angebote und Events des "Herbstes" unzählige Menschen in die Innenstadt – beste Voraussetzungen, um miteinander kreativ zu sein!
Im öffentlichen Raum zu arbeiten und auch Passant*innen für den schnellen Einstieg in die Kreativarbeit zu gewinnen, war ein wichtiges Ziel von „MAL2“.
Freundschaftskugeln – Das Filzprojekt
Für den ersten Workshop brachte die Filzkünstlerin Traute Friz Filzwolle in allen Farben auf den Tisch und lockte damit jede Menge Publikum. Mit Filznadel und Seife formten Kinder und Erwachsene kleine und große Kugeln, Schicht für Schicht in unterschiedlichen Farben.
In der Mitte durchgeschnitten und jede Hälfte auf ein Band aufgefädelt, offenbarten die kleinen Bälle ihr buntes Innenleben und wurden zu tollen Schmuckstücken, die sich die Teilnehmer*innen gegenseitig schenkten – als Zeichen einer spontanen kreativen Freundschaft am roten Tisch.
Freundschaftsband – Kulturen verbinden sich
Auch der zweite Workshop stand unter dem Thema "Freundschaft", wenn auch in einem etwas übertrageneren, deutlich politischeren Sinn: Die Esslinger Künstlerin Katharina Schneider lud dazu ein, aus Prospekten und Zeitschriften Papierperlen zu drehen und zu Armbändern aufzureihen.
Die besondere Idee: Im Prospektmaterial ging es zum einen um das Thema Flucht und Asyl, zum anderen um Deutschland aus touristischer Perspektive – „Reisebewegungen“ aus ganz unterschiedlichen Motivationen. Eine radikale Gegenüberstellung, die die Teilnehmer*innen ganz von selbst vom kreativen Basteln ins Nachdenken brachte.
Foto: Thomas R. Huber
6.-7.10.2018
Haus der Bildung und Stadt
Haus der Bildung und Stadt
"State of Reality" - Tanz-Performanceprojekt
Raus aus der "normalen Haltung"!
Sich auf einem öffentlichen Platz inmitten von Passant*innen einfach mal so auf den Boden zu legen oder sich in einer Art und Weise zu bewegen, die mit "normalen Haltungen" in der Öffentlichkeit recht wenig zu tun haben, erfordert Mut.
Obwohl von Anfang an klar war, dass dieser Workshop nicht immer im geschützten Proberaum stattfinden würde, haben sich zwölf Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zu dem Tanz-Performanceprojekt angemeldet.
In "State of Reality" ging es darum, miteinander in Bewegung zu kommen, aufeinander zu reagieren und in unterschiedlichen Räumen spielerisch miteinander zu improvisieren.
Aus dem Übungsraum in die Stadt
Geleitet wurde der Workshop von Helena Fernandino und Wagner Moreira, zwei international sehr aktiven Tänzer*innen, Choreograph*innen und Pädagog*innen aus Dresden, die bereits zahlreiche Workshops und Projekte in den Bereichen Interkultur und Inklusion durchgeführt haben.
In "State of Reality" kombinierten sie Elemente aus Kontaktimprovisation mit Formen des zeitgenössischen Tanzes. Behutsam führten sie die Teilnehmer*innen in die Entdeckung ihrer individuellen Ausdrucksmöglichkeiten. Bereits am ersten Tag entschloss sich die Gruppe, auf den Dietrich-Bonhoeffer-Platz vor dem Haus der Bildung hinauszugehen. Am Sonntag besuchten sie dann den Marktplatz und die Henkersbrücke.
Eine Teilnehmerin mit Fluchterfahrung meinte danach stolz: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich das trauen würde. Und nachher hat es sich so gut angefühlt!"
Fotos: Martin Weis, Thomas R. Huber
8.-22.10.2018
Atelierhaus Hirtenscheuer
Atelierhaus Hirtenscheuer
"Hallo-Ahlan-Merhaba-Namaste-Bonjour-Hello-Hujambo-Hey-Kóyo-Sawubona-Salaam-Shalom-Marhaban-Slaw-Hallo!"
Welche Farbe hat der Frühling?
Zusammen kreativ arbeiten und dabei Deutsch zu lernen, war das Ziel dieses auf drei Wochen verteilten Montagsworkshops. Die große Materialauswahl im Atelier der Gestalterin und Designerin Gudrun H. Hölzer brachte die 24 Teilnehmer* innen (aus neun Ländern stammend) mühelos ins dialogische Malen.
Die Dozentin arbeitet auch als Deutschlehrerin für Menschen mit Fluchterfahrung. Der „MAL2“-Workshop baute auf dieser Tätigkeit auf – einige Teilnehmer*innen kamen aus ihrem Kurs, und die Verbindung von Sprachtraining mit künstlerischem Gestalten war das Ziel. So gestaltete Gudrun H. Hölzer auch die Gespräche während des Workshops auf ganz besondere Weise: Internationale Zungenbrecher, die spielerische Sammlung von Verben, Sprachübungen und das gemeinsame Verfassen eines Gedichts begleiteten das Malen.
Schnell war klar, dass die Bilder nicht einfach so zurückbleiben sollten. Also hat die Dozentin auf Wunsch der Teilnehmer*innen einen bunten Jahreskalender gestaltet, in dem jedes Monatsblatt eines der dialogischen Kunstwerke schmückt. Ein toller Abschluss dieses Kurses, der kreatives Schaffen und gemeinsames Lernen in lockerer Stimmung perfekt verband!
Fotos: Gudrun H. Hoelzer
13.10.2018
Kocherquartier
Kocherquartier
"Immer 2"
Dialogisches Malen in der Fußgängerzone
Auch der zweite Kreativsamstag vor dem Haus der Bildung war wunderschön. Vor einer Woche hatte Katharina Schneider mit den Passant*innen Freundschaftsbänder gewickelt und geflochten, nun zauberte sie ein komplettes Malatelier auf die Straße: Staffeleien, Tische zum Arbeiten und Trocknenlassen der Bilder und natürlich jede Menge Farben und Pinsel.
Die Idee, so einfach wie spannend: Immer zwei Menschen setzen sich gegenüber an den Tisch und gestalten mit zwei Farben zusammen ein Bild aus Linien und Farbfeldern. In diesem Fall waren es kleine quadratische Malpappen – genau richtig für ein kurzen, aber intensiven Kreativdialog. Manche Malpartner*innen kannten sich schon vorher, manche trauten sich ganz fremd zum Paint Date an den Tisch. Faszinierend, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen "Immer 2" führte!
Alle Bilder, über 30 an der Zahl, wurden von Katharina Schneider auf große Bildtafeln montiert. Der Gesamteindruck: Vielfalt im Quadrat!
Foto: Thomas R. Huber
20.10.-10.11.2018
Kocherquartier, Haus der Bildung
Kocherquartier, Haus der Bildung
"Verstrickt" - Das Textilprojekt
Ein Patchwork entsteht
Dieser Workshop vereinte Handwerk, Kunst und Kommunikation auf außergewöhnliche Weise. Die Modedesignerin Brigitte Katharina Maier wollte einen Erfahrungsraum schaffen, in dem die Teilnehmer*innen über die Arbeit an einem großen gemeinsamen Werk miteinander in Kontakt kommen. Dafür braucht es nicht immer Pinsel und Papier, das ist zum Beispiel auch möglich, indem man sich zusammensetzt, Nadel und Faden in die Hand nimmt und ein Patchwork beginnt.
Stoff in Hülle und Fülle
Brigitte Katharina Maier hat über ihren Beruf Zugang zu Textilien in riesiger Auswahl. Für diesen Workshop trug sie eine beeindruckende Menge Strick- und Stoffmuster zusammen, kleine quadratische oder rechteckige Stücke in verschiedensten Farben und Qualitäten.
Praktisches Ziel des Workshops an vier Samstagen im Oktober und November war es, mit diesen Stücken ein großes Textilbild zu schaffen, Muster für Muster auszuwählen, miteinander zu überlegen, was wozu passt und welche Komposition aus Farben und Formen entstehen soll. Und darüber ins Reden zu kommen...
Es war für diesen Workshop wichtig, dass er draußen stattfinden konnte. Bis auf einen verregneten Samstag, in dem im Haus der Bildung gearbeitet werden musste, wurden an allen anderen Terminen weiche Matten und Tücher in die Fußgängerzone des Kocherquartiers gelegt, um die Textilwerkstatt mitten unter den Menschen aufzubauen. Das lockte viele Passanten zum Mitmachen.
Mit dem Patchwork geht‘s noch weiter
Erstaunlich war die ganz besondere Stimmung dieser viermal drei Stunden: Die Arbeit hatte eine hohe meditative Qualität und stellte zugleich eine schöne Verbindung zwischen den Menschen her. Die lebendige Buntheit des Patchworks wurde zum Bild der Vielfalt der Teilnehmer*innen.
Das große gemeinsame Werk fand seine weitere Verwendung als zentrales Requisit im freien "MAL2"-Theaterworkshop "Der Geschmack von Sprache".
Foto: Brigitte Katharina Maier
21.10. und 25.11.2018
Gemeinschaftsunterkunft Schmollerstraße
(und 23.9. im Bahnhof)
Gemeinschaftsunterkunft Schmollerstraße
(und 23.9. im Bahnhof)
Nähwerkstatt
Workshop in der Gemeinschaftsunterkunft
Zum "MAL2"-Projektstart standen die Nähmaschinen im Bahnhof und wurden von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung ausgiebig benutzt, an den beiden folgenden Terminen zogen Cathrin Weiß und Meike Faisey dann mit ihrer Ausrüstung in die größte Gemeinschaftsunterkunft der Stadt.
Die Nähwerkstatt ist ganz praxisorientiert und auch deshalb so attraktiv. Die große Stoffauswahl verführt zum Ausprobieren, die Dozent*innen verfügen über das nötige Know-how. Jung und Alt haben tausend Ideen und auch ganz konkrete Projekte vom Ausbessern von Kleidung bis zur kreativen Gestaltung von Kissen, Hüllen und Taschen.
Die Nähwerkstatt gibt es in Schwäbisch Hall schon länger. Als eines der klassischen aufsuchenden Kreativangebote für geflüchtete Menschen, die erst seit kurzem hier sind, ist sie ein wichtiger Aspekt im Programm von "MAL2".
Fotos: Cathrin Weiß und Meike Faisey
22.10.-18.11.2018
Radio StHörfunk Schwäbisch Hall
Radio StHörfunk Schwäbisch Hall
"Live on air" - Radioworkshop
Miteinander auf Sendung
Für "MAL2" ist der Radioworkshop, in dem Menschen ohne jede Vorerfahrung zusammen ihre eigene einstündige Sendung produzieren sollten, eine spannende Bereicherung. Fünf Kinder und Jugendliche nahmen am Workshop teil. Beim ersten Treffen im Studio von Radio StHörfunk war ein gemeinsames Thema zu finden: Schließlich wurde es der Wald in seiner weltweiten Vielfalt.
Neben der Recherche ging es auch darum, Musik und Audiomaterial zusammenzustellen. Im nächsten Schritt bereiteten die Teilnehmer*innen unter Anleitung des Projektbetreuers Wolf Sternberg ihr Material für eine unterhaltsame und informative Sendung auf und übten, wie in ein Mikrophon zu sprechen ist. Dann konnte es losgehen: Live on air!
Radio StHörfunk ist ein freier, nichtkommerzieller Hörfunksender, der in Schwäbisch Hall und in Crailsheim sendet. Er ging vor über 20 Jahren aus dem Club Alpha 60 hervor und verfolgt seither ein engagiertes Programm, das sich durch enorme Vielfalt und großes soziokulturelles Engagement auszeichnet. Er setzte von Anfang auf die Aufhebung der Trennung zwischen Radiomacher*innen und -hörer*innen und bezieht Menschen mit Fluchterfahrung aktiv in den Radiobetrieb mit ein.
Foto: Radio StHörfunk
24.10., 5.11.2018, 18.3.2019
Schulzentrum West
Schulzentrum West
Malen mit Licht
Magic Cuts
Magic Cuts
Kurse am Schulzentrum West
Jürgen Vogel hat zweimal die Vorbereitungs(VKL)-Klasse am Schulzentrum West besucht und mit den 12- bis 14-jährigen Schüler*innen jeweils einen Vormittag lang erforscht, was mit einer Kamera und dem nötigen Know-how alles möglich ist.
Malen mit Licht geht einfach und ist doch so verblüffend: Eine Kamera auf einem Stativ und eine lange Belichtungszeit – schon kann mit einer kleinen Lichtquelle „in die Luft“ gezeichnet und geschrieben werden. Bewegung wird in einem Standbild festgehalten, und die Ergebnisse sehen einfach cool aus – fast wie mit einer Spraydose als Graffiti gesprüht. Während des Workshops entschieden sich die meisten Schüler*innen, ihre eigenen Vornamen schwungvoll ins Bild zu setzen.
Zaubern mit Schnitten
Aber auch das zweite Angebote war für die Jugendlichen sehr attraktiv: Der Magic Cut ist eine Videotechnik, in der mit Schnitten gezaubert wird. Zwischen zwei Einstellungen passiert etwas Verblüffendes, eine überraschende Verwandlung findet statt. Und wie man im Video sehen kann, das Jürgen Vogel im Anschluss aus den Kursergebnissen produziert hat, ist den Schüler*innen da so einiges eingefallen.
In einem dritten Workshop kamen noch Schüler*innen aus einer Regelklasse dazu, um gemeinsam eine weitere Runde Magic Cuts zu produzieren.
Fotos, Video: Jürgen Vogel
27.10.2018
Club Alpha 60
Club Alpha 60
Poetry Slam
Rauf auf die Bühne!
Das Angebot war verlockend: Im Vorfeld des Poetry Slams im Club Alpha 60, einer Veranstaltung, die regelmäßig ausverkauft ist, mit dem Slam-Moderator persönlich einen Tag lang arbeiten – mit der Option, dann auch am Abend im Slam anzutreten. So standen am Samstagvormittag 13 Personen vor dem Club und freuten sich auf den Kurs.
Nach einem Kreativitäts-Warm-up begann die konkrete Textarbeit – erst die Themenfindung, dann die vielen Möglichkeiten der Umsetzung. Michael Jakob ging in seinem Workshopkonzept gezielt auf das interkulturelle Teilnehmer*innenfeld ein, indem er ganz grundsätzlich die Ausdruckskraft von Sprache thematisierte, bis hin zu ihrem großen manipulatorischen Potenzial. Auf der Agenda stand nicht nur das Verfassen von slamkompatibler Lyrik, vielmehr sollten die Teilnehmer*innen ganz allgemein Wege ins Schreiben finden.
Aber weil es ja ein Poetry Slam-Kurs war, ging es natürlich auch ums Vortragen auf der Bühne, angefangen mit den schweren Metern zum Mikrophon. Auch hier schlug Jakob den Bogen und führte in die Basics der Körpersprache ein.
Angesichts einer so umfassenden Einführung war es eigentlich nur konsequent, dass sieben Teilnehmer*innen sich abends trauten, vor vollem Haus zu slammen. Ein tolles Ergebnis!
Foto: Martin Greiner
9.12.2018
Haus der Bildung
Haus der Bildung
"Alif" - Konkrete Poesie
Spiel mit dem Mehrdeutigen
Konkrete Poesie ist sprachliches Schaffen, das sich immer auch mit Sprache und Schrift als Zeichensystemen auseinandersetzt. Im interkulturellen Dialog, wenn nicht nur verschiedene Sprachen, sondern auch verschiedene Schriften aufeinandertreffen, ist das besonders spannend.
Genau hier setzte der Künstler und Ethnologe Iradj Esmaeilpour Ghouchani in seiner vierstündigen Schreib- und Malwerkstatt an. Seine Idee: Poesie wartet darauf, mit freiem Blick entdeckt (anstatt von einer besonders talentierten Person erfunden) zu werden. Nach phantasievollen Aufwärmspielen ging er mit den Teilnehmer*innen auf die Reise: Im freien Schreiben und Malen wurden Buchstaben zu Gesichtern, Tieren oder Häusern und inspirierten zu Geschichten. Texte in verschiedenen Schriften auf Transparentpapier offenbarten in der Überlagerung geheimnisvolle Gestalten.
All diese Entdeckungen hielten die Teilnehmer*innen am Schluss des Workshops auf einem großen gemeinsamen Textbild schreiben und malend fest.
Ghouchani setzt seine spielerische Arbeit mit Konkreter Poesie in verschiedenen Workshops zur Extremismusprävention ein: "Wo das Radikale nach Eindeutigkeit sucht, produzieren wir Mehrdeutiges. Wo Rassismus klare Trennlinien zieht, reagieren wir mit Vermischung von scheinbar Gegensätzlichem. Wo Urteile gefällt werden, lassen wir Phänomene unbewertet und geben ihnen die Freiheit, für sich selbst zu sprechen."
Foto: Iradj Esmaeilpour Ghouchani
14.-16.12.2018
Haus der Bildung
Haus der Bildung
"DialogArt"
Am Anfang erstmal die Sinne schärfen...
Zu Beginn ihres Workshops bat die Künstlerin Sumiko Shoji die Teilnehmer*innen, sich die Augen zu verbinden und in Reaktion auf verschiedene sinnliche Anregungen mit Kohle auf Papier zu zeichnen. Die Dozentin war selbst überrascht, wie offen der Kurs in diese Dunkelerfahrung einstieg.
Am nächsten Tag setzten sich die Teilnehmer*innen, in zwei Gruppen geteilt, vor lange Bahnen Chinapapier und malten mit farbiger Tusche zu Musik. Am letzten Tag regte Sumiko Shoji zur malerischen Umsetzung von persönlichen Geschichten an, wobei auch das Thema Fluchterfahrung aufgegriffen wurde.
Die Teilnehmer*innen wünschten sich die Gestaltung eines Jahreskalenders mit ihren Bildern, der mittlerweile vorliegt.
Sumiko Shojis Workshop ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Geschichte in einem vielfältigen Erfahrungsfeld durch Kunst in intensive Kommunikation treten können.
Fotos: Sumiko Shoji
12.1. und 19.1.2019
inatelier Schwäbisch Hall
inatelier Schwäbisch Hall
Druckwerkstatt
Die Magie der Tetrapaks
Zwei Samstage hintereinander konnte in Ilka Nowickis Druckatelier an der Tiefdruckpresse experimentiert werden. Der erste Workshop war nur für Frauen, eine Woche später kamen dann auch Männer dazu. Im ersten Kurs arbeiteten acht Frauen und Mädchen, im zweiten waren es dann 17 Personen aller Alterstufen, die das Angebot begeistert annahmen.
Wer hätte es gewusst? Die Innenseite von Tetrapaks eignet sich ganz hervorragend als Druckplatte. Mühelos kann in die relativ weiche Oberfläche gezeichnet werden. Ilka Nowicki stellte eine breite Auswahl von Druckfarben und feines Papier zur Verfügung. Die Teilnehmer*innen waren hochmotiviert bei der Sache, probierten nach Herzenslust aus und schufen tolle Bilder.
Im schönen Atelier von Ilka Nowicki herrschte an beiden Tagen Kreativstimmung pur, die Teilnehmer*innen kamen mühelos in Kontakt, tauschten sich über ihre Ideen aus und gaben sich gegenseitig Tips an der Druckpresse – ganz einfach miteinander kreativ!
Fotos: Ilka Nowicki
2.2.2019
Haus der Bildung
Haus der Bildung
Schreibwerkstatt
Kreatives Spiel mit "Reizwörtern"
Zum Abschluss des „MAL2“-Winterprogramms fand im Haus der Bildung nochmal ein Schreibprojekt statt. Die Dozentin Sudabeh Mohafez ist eine erfolgreiche Autorin mit Publikationen in großen Verlagshäusern. Gleichzeitig hat sie längere Zeit in verschiedenen Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Gewaltprävention und Krisenintervention gearbeitet. Schon seit vielen Jahren leitet sie Schreibwerkstätten in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen für verschiedenste Zielgruppen.
In der "MAL2"-Schreibwerkstatt ging es nun natürlich um gemeinsame Kreativität, möglichst im interkulturellen Dialog. Im Workshop spielten "Reizwörter" eine wichtige Rolle. In einer gemeinsamen Einstiegsübung gesammelt, dienten die Begriffe als Ausgangspunkt für Geschichten, die die elf Teilnehmer*innen erst alleine und dann zusammen mit anderen schrieben.
Diese Geschichten waren jedoch nicht das einzige Ziel, sondern der kreative Schreibprozess ging weiter: Eines ihrer Themen oder auch eine sprachliche Besonderheit in ihnen diente wiederum als Inspiration für neue Texte, und am Schluss wurden sogar noch einfache Gedichte erarbeitet – kurz, in diesem Workshop lag der Fokus ganz auf Kreativität durch Begegnung, Spiel und Austausch.
Foto: Büro für Soziokultur
17.12.2018 - 23.3.2019
Freilichtspiele / Milchmarkt
Freilichtspiele / Milchmarkt
4.2.-12.4.2019
Kaufmännische Schule
"Der Geschmack von Sprache" - Theaterworkshop
Rund um den Korsi
Sechs Teilnehmer*innen begaben sich zusammen mit dem Theaterpädagogen und Schauspieler Andreas Entner auf Expeditionsreise ins Reich von Sprache und Kommunikation. Sich kennenzulernen, sich zu verstehen, sich gegenseitig die eigene Lebenswelt näherzubringen und dafür eine theatrale Form zu finden, waren die Arbeitsfelder dieses Workshops.
Ein Teilnehmer erzählte von der afghanischen und iranischen Tradition des "Korsi", eines Tisches, unter den eine Heizpfanne gestellt wird und an dem die Menschen im Winter zusammenkommen und sich Geschichten erzählen. Im Workshop war es nun kein Kohlenbecken, sondern der große Patchworkteppich aus dem "MAL2"-Workshop "Verstrickt", der, über einen Tisch gebreitet, sowohl als wärmende Decke für alle als auch als Inspirationsquelle diente.
Im Verlauf des Workshops entwickelten die Teilnehmer*innen ein etwa halbstündiges Theaterstück, in dessen Verlauf sie nach und nach an den Tisch und ins Gespräch kommen – wobei auch kleine Missverständnisse und andere komische Momente nicht fehlen dürfen.
Dabei schöpfen die Akteur*innen manche ihrer Geschichten direkt aus dem Patchwork und erzählen sich von Flucht und ferner Heimat, von Liebe und Sehnsucht. Zwischendurch geht es auch um Schienbeinschoner und Witze in verschiedenen Sprachen. Am 23. März haben die Teilnehmer*innen ihr Stück mitten in der Schwäbisch Haller Fußgängerzone vor einem begeisterten Publikum aufgeführt.
Schultheaterprojekt
Parallel dazu erarbeitete Andreas Entner mit Schüler*innen aus der Vorbereitungs- und Qualifizierungsklasse Arbeit und Beruf (VABO) an der Kaufmännischen Schule zusammen mit Schüler*innen aus anderen Klassen eine ganz anderes Theaterspiel über den "Geschmack von Sprache".
Dieses Theaterspiel entwickelte sich ganz anders: Hier wurde vor allem die Erfahrung von Individuum und Gruppe thematisiert, außerdem spielten Musik und das gemeinsame Singen eine sehr wichtige Rolle.
Video: Thomas R. Huber
27.-28.4.2019
Club Alpha 60,
Gemeinschaftsunterkunft Schmollerstraße
Club Alpha 60,
Gemeinschaftsunterkunft Schmollerstraße
Graffitiworkshop – Styles and Characters
Buntes Banner für die Gemeinschaftsunterkunft
Zum Projektauftakt im September gab es im Bahnhof schon einen offenen Graffiti und Street Art Workshop, nun wurden am Ende von "MAL2" wieder kräftig die Sprühdosen geschüttelt. Die Idee war, nach den Nähwerkstätten im Oktober und November noch einmal in die Gemeinschaftsunterkunft Schmollerstraße zu gehen und Menschen direkt anzusprechen, die erst seit kurzem in der Stadt leben.
Am ersten Tag traf sich die Gruppe erst einmal im Club Alpha. Zusammen mit den erfahrenen Haller Graffitikünstlern Frieder und Roland wurden die Basics im Bereich Buchstabengestaltung mit der Sprühdose erarbeitet.
Am Sonntag morgen lag dann vor der Gemeinschaftsunterkunft eine 30 Meter lange, 1,5 Meter breite Meshplane für ein großes gemeinsames Kunstwerk bereit.
Ein Wort, lang genug für so eine Fläche, war auch schnell gefunden: Ganz einfach die Hausadresse. Zu den Teilnehmer*innen vom Vortag kamen noch einige Jugendliche aus der Unterkunft dazu. Gemeinsam brachten sie klassische Graffiti Blockbuchstaben in Regenbogenfarben und voller dynamischer Details auf die Plane. Zuletzt fand das Werk seinen Platz am Zaun vor dem Gelände – ein wunderschönes und weithin sichtbares Zeichen, das der Gegend richtig gut tut!
Für die Kinder, die noch zu klein zum Sprayen sind, bot Jana-Ayla Breuninger eine bunte Malwerkstatt an, in der nach Herzenslust gestaltet werden konnte.
Foto: Jana-Ayla Breuninger